04.09.2012 – Boysen sieht sich für die nächsten Jahre gut aufgestellt

Geschäftsführer Rolf Geisel prognostiziert weiteres dynamisches Umsatzwachstum / Standardisiertes Fertigungskonzept sichert mehrere Großaufträge / Programm zur Diversifizierung des Geschäfts im Plan.

 

Altensteig, 4. September 2012 – „Die Zukunft mag irgendwann einmal dem rein elektrischen Antrieb gehören“, sagt Rolf Geisel, Geschäftsführer der Friedrich Boysen GmbH & Co. KG, Altensteig. „Die Gegenwart gehört unbestreitbar dem Verbrennungsmotor.“

Der Erfolg von Boysen basiert wesentlich auf der weltweit steigenden Nachfrage nach Premium-Automobilen mit effizienten Benzin- oder Dieselmotoren. Der Abgastechnikspezialist hat seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2010 um 23 Prozent auf 781 Millionen Euro und 2011 noch einmal um 24 Prozent auf 969 Millionen Euro gesteigert. 2006 hatte das mittelständisch strukturierte Stiftungsunternehmen mit 1350 Beschäftigten 480 Millionen Euro umgesetzt, sprich: Innerhalb von fünf Jahren hat Boysen seinen Umsatz mehr als verdoppelt und die Zahl der Arbeitsplätze in der Gruppe um 40 Prozent auf 1900 erhöht. Mittelfristig verfolgt der Zulieferer weiter ehrgeizige Wachstumsziele: „2013 wird der Umsatz der Boysen Gruppe auf über eine Milliarde Euro steigen. 2015 werden es 1,5 Milliarden Euro sein“, prognostiziert Rolf Geisel.

Wesentliche Wachstumsimpulse erwartet Geisel in den nächsten Jahren vom Geschäft mit Abgastechnik für Nutzfahrzeuge und Off-Highway-Anwendungen. Im neuen Geschäftsbereich Nutzfahrzeuge eröffneten sich dem Unternehmen mit Inkrafttreten der strengen Euro 6 Norm im Jahr 2014 ausgezeichnete Perspektiven. Bereits 2009 hat Boysen von MAN den ersten Auftrag zur Entwicklung von Abgastechnik für Nutzfahrzeuge erhalten. „Im Moment bauen wir in unserem Stammwerk im Turmfeld die erforderliche Fertigungstechnik auf“, sagt Geisel, „Anfang 2013 startet die Serienproduktion.“ 2011 hat das Unternehmen auch Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge als Kunden gewonnen.

Bis dato profitiert der Spezialist für Abgastechnik hauptsächlich von den Verkaufserfolgen seiner Kunden im Pkw-Bereich. Auf dem Automobilsektor ist Boysen unter anderem Systempartner von Audi, BMW, Daimler und Volkswagen. Darüber hinaus zählen die Luxusmarken Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche und Rolls-Royce zum Kundenstamm. Die drei deutschen Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes stehen zusammen für 90 Prozent des Boysen Umsatzes. „Die Zahlen verschieben sich zwar von Jahr zu Jahr ein bisschen“, sagt Rolf Geisel, „aber im Großen und Ganzen verteilt sich das Volumen gleichmäßig auf alle drei Automobilisten.“ Für die Zukunft rechnet Geisel allerdings mit einer Zunahme der Umsätze mit VW. 

In der Vergangenheit galt Boysen in der Branche als Spezialist für großvolumige und leistungsstarke Motorisierungen. Die Zeiten sind vorbei. Inzwischen hat sich das Unternehmen im „Massenmarkt für Premiumautomobile“ (Geisel) etabliert. „Den Löwenanteil unserer Umsätze machen wir heute mit Volumenmodellen“, so Rolf Geisel, „sprich: dem Audi A4, dem 3er BMW und der Mercedes C-Klasse.“ Daran werde sich auch in Zukunft nichts ändern.

Den Schlüssel zum Erfolg bei allen drei Premiummarken sieht der Boysen Geschäftsführer in einem speziellen Fertigungskonzept. „Sperrige Güter wie Abgasanlagen und Schalldämpfer über weite Strecken zu transportieren, verursacht viel zu hohe Kosten. Stattdessen bieten wir unseren Kunden an, die Komponenten in Komplettwerken in unmittelbarer Nähe ihrer Automobilfabriken zu produzieren und Just-in-Sequence zu fertigen Anlagen zu montieren.“ Alle großen Anbieter im Markt seien heutzutage in der Lage, leistungsfähige Abgastechnik zu entwickeln und herzustellen. Dadurch habe sich der ohnehin immens hohe Preisdruck weiter verstärkt. „Wir haben uns seit Jahrzehnten ganz bewusst als ‚Partner für Entwicklung, Produktion und Logistik’ am Markt positioniert“, sagt Geisel. „Nachdem es immer schwieriger wurde, sich über das Produkt zu differenzieren, heben wir uns eben über ein ausgefeiltes Fertigungskonzept vom Wettbewerb ab.“ Für das Konzept ist die Fertigung kompletter Abgasanlagen Just-in-Sequence von zentraler Bedeutung: Gefertigt wird nur das, was der Kunde bestellt und die Anlagen werden in genau der Reihenfolge, in der sie benötigt werden, direkt ans Montageband geliefert.

In Sachen Just-in-Sequence-Fertigung (JIS) hat Boysen schon einmal Pionierarbeit geleistet. 1993/94 hat das Unternehmen im niederbayerischen Salching das erste Montage-vor-Ort-Werk zur JIS-Fertigung kompletter Abgasanlagen errichtet. „Heutzutage ist JIS in der gesamten Branche verbreitet. Allerdings beschränken sich die meisten unserer Wettbewerber darauf, sequenziert zu liefern. Wir dagegen produzieren Just-in-Sequence.“ Das Fertigungsprinzip haben die Spezialisten von Boysen im Lauf der Zeit immer weiter verfeinert. „Heute verfügen wir praktisch über standardisierte Fabrikformate“, erläutert Rolf Geisel. „In unseren neuen Werken fertigen wir vom Kleinteil über Komponenten bis zur kompletten Abgasanlage alles unter einem Dach.“ Einheitliche Fertigungstechnik und gleiche Prozesse in Verbindung mit einem hohen Automatisierungsgrad ermöglichten es, ab einem bestimmten Auftragsvolumen praktisch überall auf der Welt Abgastechnik in Boysen Qualität JIS zu produzieren. Das Prinzip praktiziert Boysen bereits erfolgreich an den Standorten Salching, Simmersfeld, Plauen, Shenyang (China) und Gaffney (USA).

„Das Konzept hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir in jüngster Zeit verschiedene Großaufträge bekommen haben“, sagt Rolf Geisel. Als Beispiel nennt der Boysen Geschäftsführer die Abgastechnik für die MRA-Plattform (Mercedes Rear Architecture) von Daimler.

Vier Produktionswerke, so die bisherigen Ankündigungen, wird Boysen bis Ende 2014 allein für die Belieferung von Daimler neu in Betrieb nehmen: In Achim bei Bremen haben die Bauarbeiten im April planmäßig begonnen. In Kürze werden auch in Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama, im südafrikanischen East London und in der chinesischen Hauptstadt Peking die Bagger anrollen. In Verbindung mit dem Auftrag für die Entwicklung und Fertigung der Abgastechnik für den Nachfolger des aktuellen Audi A4 ist mittlerweile die Entscheidung über den Bau eines fünftes Werkes gefallen. Am Standort Ingolstadt wird Boysen ebenfalls bis 2014 eine Just-in-Sequence-Fertigung für komplette Abgasanlagen errichten. In der neuen Fabrik sollen zwischen 50 und 70 Arbeitsplätze geschaffen werden. Derweil denkt Boysen Geschäftsführer Rolf Geisel bereits an die Errichtung eines sechsten Neubaus: Die Planungen für das Boysen Werk Mexiko seien allerdings noch in einem sehr frühen Stadium.

Ganz im Gegensatz zur fortschreitenden Dezentralisierung der Produktion konzentriert Boysen die Entwicklungskapazitäten weiterhin am Stammsitz in Altensteig. Im Entwicklungs- und Verwaltungszentrum (EVZ) sind Konstruktion, Prototypenbau und Versuch zusammengefasst. Im 2010 eröffneten dritten Versuchsgebäude – einem 18-Millionen-Euro-Investitionsprojekt mit futuristisch anmutender Glasfassade – hat das Unternehmen modernste Prüfstandstechnik zur Erprobung von Abgassystemen und Komponenten für Nutzfahrzeuge und Off-Highway-Anwendungen installiert. „Bei allem Expansionsdrang sehen wir die kurzen Wege sowohl zwischen den einzelnen Entwicklungsabteilungen als auch zwischen EVZ und der Fertigung im Werk Turmfeld als Grundvoraussetzung für den fachlichen Austausch und für die pragmatische Verfolgung unserer Entwicklungsziele“, sagt Rolf Geisel. Die „Serienproduzierbarkeit“ eines Bauteils müsse bereits in der Entwicklung angelegt werden, und zwar „je früher, desto besser“.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Wachstumsschwerpunkt noch für die nächsten 20 Jahre im Bereich der Abgastechnik liegen wird“, sagt Rolf Geisel: viel Zeit, um Boysen durch die weitere Diversifizierung der geschäftlichen Aktivitäten für das Zeitalter der Elektromobilität zur rüsten.

Derzeit deutet einiges darauf hin, dass sich das Unternehmen in Zukunft stärker auf dem Energiesektor engagieren wird. „Nach unserer Ansicht wird das Thema Energie weiter an Bedeutung gewinnen – vor allem auch im stationären Bereich, etwa im Haushalt, in der Gebäude- oder Heizungstechnik“, so Geisel. Durch die Entwicklung von Wärmetauschern und thermoelektrischen Generatoren verfüge Boysen bereits über ein gewisses Maß an Erfahrung auf dem Gebiet der Energietechnik. Darauf lasse sich aufbauen. Von den diversen Konzepten und Szenarien, die im Moment intern diskutiert würden, sei allerdings noch keines spruchreif.

Mit dem Erwerb eines 14,9-prozentigen Anteils am Ingenieurdienstleister Bertrandt AG hat Boysen im November 2010 einen weiteren Schritt zur Diversifizierung des Geschäfts getan. Die Transaktion hatte seinerzeit für einige Aufmerksamkeit gesorgt. Inzwischen äußert sich Boysen Geschäftsführer Rolf Geisel ausgesprochen gelassen zu dem Thema: „In der damaligen Situation war es fraglich, wie lange wir im Abgasbereich noch die notwendigen Wachstumsraten würden erzielen können. Und mit dem Thema Bertrandt hatten wir uns schon eine ganze Weile befasst. Also haben wir zugegriffen, als sich die Gelegenheit bot, ein Aktienpaket von der LBBW zu erwerben.“

Bis zu der Beteiligung an Bertrandt hatte Boysen – ganz konservativ agierender Mittelständler – Überschüsse stets ins eigene Unternehmen und in weiteres Wachstum investiert. Mit dem Einstieg bei dem Ingenieurdienstleister hat Boysen Neuland betreten. Die Einschätzung, dass es sich um ein gutes Investment handele, hat sich bis dato in vollem Umfang bestätigt. Vor diesem Hintergrund wäre Geisel durchaus geneigt, ein weiteres Aktienpaket zu erwerben: „Interesse hätten wir schon, aber der Schwerpunkt unserer Investitionen liegt heute wieder in unserem Kerngeschäftsfeld Abgastechnik.“

Sorgen, dass Boysen sich mit seinen ehrgeizigen Wachstumsplänen übernehmen könnte, hat der erfahrene Unternehmer nicht. „Wie Sie wissen, bin ich schon einige Zeit im Geschäft“, sagt Geisel mit schwäbischer Bescheidenheit. Tatsächlich hat er im August sein 40-jähriges Arbeitsjubiläum bei Boysen gefeiert. Am 1. August 1972 hat Geisel nach der Mittleren Reife im Unternehmen eine Ausbildung zum Werkzeugmacher begonnen. Seit September 1985 steht der heute 56-Jährige als Geschäftsführer in der Verantwortung.

Ob er das 50-Jahr-Jubiläum noch erreichen wolle, lässt Geisel offen. Wörtlich sagt er auf die Frage: „Womöglich wird es nicht ganz reichen – zumindest nicht in vorderster Front.“ Gut vorstellbar, dass „Mister Boysen“ dem Unternehmen nach seiner aktiven Zeit noch ein paar Jahre als Vorsitzender des Verwaltungsrates verbunden bleibt.

Boysen entwickelt und fertigt Rohrkrümmer, Katalysatoren, Dieselpartikelfilter, Schalldämpfer, Endrohrblenden und komplette Abgassysteme für Pkw, Nutzfahrzeuge und Off-Highway-Anwendungen. Neben den drei Hauptkunden Audi, BMW und Daimler arbeitet der Abgastechnikspezialist für die deutschen Fahrzeughersteller Porsche und VW, die englischen Marken Bentley und Rolls-Royce, die Nutzfahrzeughersteller MAN und Daimler sowie im Bereich Off-Highway-Anwendungen für Krauss Maffei, mtu, Voith u.a.

Die Unternehmensgruppe beschäftigt rund 1900 Mitarbeiter an zehn Standorten im In- und Ausland. Neben dem Entwicklungs- und Verwaltungszentrum sowie dem Fertigungswerk in Altensteig verfügt Boysen über Produktionsstandorte in Simmersfeld, Salching und Plauen sowie in Frankreich, Ägypten, Indien, China und in den USA.

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